IKEA & der Tierschutz


 

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Worum es geht:
(Text von Steffen Jodl, BUND Würzburg)

Planung

Die Fa. IKEA Lager und Service GmbH plant auf einer Hochfläche nahe dem 150-Seelen-Ort Seligenstadt ein sogenanntes "Distributionszentrum". Das Plangebiet nimmt eine Fläche von ca. 363.000 qm ein, wovon ca. 65 % überbaut werden. Kernstück der Planung sind zwei hintereinander liegende Flachdachhallen mit einer Fläche von je 320 m auf 170 m und einer gestaffelten Höhe. Während im Außenbereich jeder Halle eine Höhe von ca. 12 m erreicht wird, ist in der Gebäudemitte ein Hochregallager vorgesehen, das sich wie ein Turm mit einer Fläche von ca. 105 m auf 112 m und einer Höhe von über 30 m hervorhebt. Von diesem Verteilungslager aus sollen die IKEA-Häuser insbesondere in ganz Süddeutschland per LKW beliefert werden. Der Wareneingangsverkehr (aus Süd- und Südosteuropa) soll als Zielvorgabe zu 40 % über die Schiene abgewickelt werden, somit rollen mindestens 60 % der eingehenden Waren ebenfalls über die Straße. Dies heißt, dass mindestens 80 % des gesamten Warenverkehrs über die Straße laufen werden.


Folgen für Natur und Umwelt

Aufgrund der Dimensionen der geplanten Baukörper und der guten Einsehbarkeit der Fläche, stellt das Vorhaben einen erheblichen Eingriff in das Landschaftsbild dar. Außerdem ist ein Lebensraum für zahlreiche Offenlandarten der Roten Liste Bayern betroffen, wie Rebhuhn (gefährdet), Wachtel (stark gefährdet), Schafstelze (Bestandsrisiko durch Rückgang), Grauammer (stark gefährdet), Rohrweihe (vom Aussterben bedroht), Wiesenweihe (vom Aussterben bedroht), Feldhase (gefährdet), Feldhamster (stark gefährdet). Wiesenweihe und Rohrweihe sind zudem gemäß Vogelschutzrichtlinie besonders geschützte Arten, weshalb es sich hier faktisch um ein Vogelschutzgebiet handelt. Das betroffene Gebiet ist Teil des bundesweit bedeutendsten Wiesenweihenbrutgebietes und wurde von "birdlife international" in die Liste der "important bird areas" aufgenommen (Mitteilung des Landesbundes für Vogelschutz). Über das Artenhilfsprogramm wird die Wiesenweihe vom Landratsamt gefördert. Der geschützte Feldhamster (Berner Konvention, Bundesartenschutzverordnung, Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) hat hier ebenfalls einen bundesweit bedeutenden Verbreitungsschwerpunkt. Zudem würden beste landwirtschaftliche Böden versiegelt werden und eine zusätzliche Verkehrsbelastung mit über 100 LKW täglich entstehen.


Flächenfraß und Arbeitsplätze

An die 300.0000 qm Fläche werden in Bayern täglich für Infrastruktur und Siedlungen verbraucht - dreimal soviel wie im benachbarten Baden-Württemberg. Großflächige Gewerbegebiete auf der grünen Wiese, autobahnnah, bestimmen zunehmend das Bild. Gleichzeitig haben Kommunen immer öfter die Schwierigkeit für ihre überdimensionierten Gewerbeflächen Interessenten zu finden und in den Städten verschwindet ein alteingesessener Betrieb nach dem anderen.
Der galoppierende Flächenfraß wird von Politikern im allgemeinen lautstark beklagt und Gegenmaßnahmen werden diskutiert. In jedem Einzelfall ist jedoch Kritik an dieser Entwicklung, an der Zersiedelung der Landschaft, an der Zerstörung des Landschaftsbildes, am Versiegeln landwirtschaftlich wertvoller Böden oder am Verlust von Lebensräumen, unerwünscht. Die Planungen von IKEA bei Seligenstadt sind hierfür ein aktuelles Beispiel.
"Wir achten genau auf das Verhältnis bebauter Fläche und Arbeitsplätze, Ikea ist gerade noch im Limit", wird Armin Stumpf vom Landratsamt Würzburg am 10.05.2002 in der Main-Post zitiert. Von rund 170 Arbeitsplätzen ist die Rede, ca. 36,3 ha Fläche würden hierfür verbraucht werden, also ca. 2135 qm Fläche je Arbeitsplatz. Soll dies noch "im Limit" sein? Auch muss die Frage erlaubt sein, wie viele der genannten Arbeitsplätze tatsächlich neu geschaffen werden, oder ob nicht auch Verlagerungen von bestehenden Arbeitsplätzen stattfinden und vielleicht zeitversetzt an anderer Stelle sogar Arbeitsplätze verloren gehen, aufgrund des vorhandenen Verdrängungswettbewerbes - gerade durch Großkonzerne wie IKEA.






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